Core Training in der Schwangerschaft – was wirklich wichtig ist (und was nicht)
Viele Jahre lang hieß es: „Bloß keine Bauchübungen in der Schwangerschaft – das ist gefährlich!“ Vielleicht hast du diesen Satz auch schon gehört. Die Sorge dahinter war, dass Crunches & Co. den Bauch zu stark belasten, die Rektusdiastase verschlimmern oder das Baby irgendwie „eindrücken“ könnten. Heute wissen wir: So pauschal stimmt das nicht. Es gibt keine klare Evidenz dafür, dass jede Form von Core-Training in der Schwangerschaft schadet.
12/2/20253 min read


Im Gegenteil – gut angeleitetes Core-Training kann unglaublich wertvoll sein:
✨ Dein Rücken bleibt stabil
✨ Dein Beckenboden wird unterstützt
✨ Deine Haltung verbessert sich
✨ Schmerzen können reduziert werden
✨ Alltagssituationen fallen leichter
Nur: Was genau ist überhaupt „Core“?
Und wie trainierst du ihn sinnvoll, ohne dich zu überfordern?
Lass uns das einmal ganz entspannt und verständlich durchgehen.
Was gehört eigentlich zum Core?
Der Core ist viel mehr als „Bauchmuskeltraining“ – er ist dein Zentrum, dein Kraftanker.
Dazu gehören:
Zwerchfell
Beckenboden
tiefe Bauchmuskeln (Transversus)
gerade Bauchmuskeln
schräge Bauchmuskeln
tiefe Rückenmuskeln (Multifidi)
Rückenstrecker
Also alles, was deinen Brustkorb mit deinem Becken verbindet.
Diese Muskulatur unterstützt deine Wirbelsäule bei:
✔ Beugen
✔ Strecken
✔ Seitneigung
✔ Rotation
Und Spoiler: All das machst du täglich – ob du willst oder nicht.
Warum Core-Training in der Schwangerschaft Sinn ergibt
Viele Trainingsprogramme sagen: „Nur Übungen machen, die Bewegung verhindern“ – also Anti-Extension, Anti-Rotation, Anti-Flexion.
Solche Übungen sind super (z. B. Planks, Bird Dog, Pallof Press), aber:
Du beugst, streckst, hebst und drehst dich den ganzen Tag.
Beim Bücken, beim Schuhe anziehen, beim Kind ins Auto setzen, beim Wäschekorb heben.
Deshalb ist es sinnvoll, in der Schwangerschaft sowohl:
✔ Übungen, die Bewegung resistieren,
als auch
✔ Übungen, die kontrollierte Bewegung produzieren,
einzubauen.
Der Schlüssel ist:
Kontrolle statt Kompression.
Spüren, wie du dich bewegst.
Und deinen Core so einsetzen, dass er dich im Alltag wirklich unterstützt.
So könnte dein Core-Training aussehen
Es gibt drei Arten von Core-Übungen, die in der Schwangerschaft sinnvoll sind – je nach Level und Wohlbefinden.
1. Leicht belastete Übungen, die Bewegung stabilisieren
(= Anti-Bewegung-Übungen)
Sie lehren dir ein Gefühl dafür, wo deine neutrale Wirbelsäulenposition ist.
Perfekt als Einstieg.
Beispiele:
Plank (auf Knien oder erhöht)
Bird Dog
Suitcase Carry
Side Plank (leicht verändert)
Pallof Press (mit leichter Spannung)
👉 Level 1: leichte Variation, kurze Haltezeiten, 2–3 Sets
👉 Level 2–3: etwas mehr Load, 2–4 Sets
Besonders wichtig:
Lieber 3×10 Sekunden Plank als 1×30 Sekunden mit schlechter Form.
2. Bewegungen ohne Gewicht: Beugen, Strecken, Drehen
Diese Übungen werden oft „verteufelt“, aber:
Du machst sie im Alltag sowieso.
Deshalb ist es wichtig, sie kontrolliert zu üben.
Beispiele:
Katzenbuckel & Pferderücken
kontrollierte Rotation im Vierfüßler
seitliches Beugen ohne Gewicht
Hüftkreisen
Wirbelsäulenmobilisation
👉 Perfekt für Warm-ups
👉 1–2 Sets á 6–10 Wiederholungen
Diese Übungen schenken Mobilität, Körpergefühl und eine stabile Basis für spätere Bewegungen.
3. Leicht bis moderat belastete Bewegungsübungen
(erst nach einigen Wochen Grundtraining)
Wenn du dich sicher fühlst und gut kontrollieren kannst, dürfen es leichte (!) Gewichte sein:
leichte Rotationsübungen
leichte Extensionsübungen
Russian Twists ohne Gewicht
Back Extensions ohne Gewicht
ABER:
Hier gilt noch mehr als sonst:
👉 langsam steigern
👉 Bauch beobachten (kein „Doming“)
👉 nur, wenn es gut tut
👉 spätestens im 3. Trimester stark reduzieren oder ersetzen
Wann du Übungen anpassen solltest
In der späteren Schwangerschaft wird einiges unkomfortabler.
Typische Anpassungen:
Flexionsübungen (Crunches & Co.)
→ werden oft unangenehm
→ lieber weglassen oder ersetzen
Übungen in Rückenlage
→ ab dem 3. Trimester viele Frauen: schwindelig/unwohl
→ Oberkörper leicht erhöhen oder Übungen im Sitzen/Kniestand wählen
Frontbelastung (z. B. starke Planks)
→ Bauch bekommt mehr Zug
→ Variation anpassen (erhöht, kürzer, weniger Spannung)
Isometrische Übungen
→ lieber kurze, saubere Wiederholungen statt lange Haltezeiten
(z. B. 5×10 Sek statt 1×60 Sek)
Woran du gutes Core-Training erkennst
Du wirst merken, dass es richtig ist, wenn…
du deine Bauchmuskeln kontrolliert ansteuern kannst
du keine Wölbung/Doming am Bauch siehst
dein Beckenboden sich unterstützt anfühlt
du dich stabil und kraftvoll fühlst
Es ist NICHT richtig, wenn…
der Bauch spitz nach vorn drückt
du das Gefühl hast, du musst gegendrücken oder die Hände halten deinen Bauch
dein Beckenboden drückt oder zieht
du Schmerzen bekommst
Dann unbedingt: Variation leichter wählen!
Fazit: Dein Core ist immer aktiv – nutze ihn bewusst
Weißt du, was viele vergessen?
Jede Bewegung in der Schwangerschaft ist Core-Training.
Die tiefen Bauchmuskeln und der Beckenboden arbeiten IMMER – besonders jetzt.
Gezieltes Core-Training hilft dir, dich:
💛 sicherer
💛 kräftiger
💛 stabiler
💛 entspannter
durch die Schwangerschaft zu bewegen.
Du musst keine Angst vor Core-Training haben – du darfst es nutzen.
Mit Achtsamkeit, guter Atmung und der Haltung:
„Was tut MIR gut?“
